Erfolgreiches Symposium „Erbe in Trümmern“
Von Rebecca Müller.
Am Donnerstag den 20. Mai richtete das Kompetenzzentrum Denkmalwissenschaften und Denkmaltechnologien (KDWT) unter der Leitung von Carmen Enss (Universität Bamberg) im Rahmen des DFG-Projekts „Kriegsschadensaufnahme des Zweiten Weltkriegs als Heritage-Making Moment“ ein Online-Symposium aus. Expert*innen aus den Bereichen Denkmalpflege, Kunstgeschichte, Urbanistik und Architekturgeschichte beleuchteten den Umgang mit und die Dokumentation von kriegszerstörten Städten aus der Zeit um 1945. Neben einer breiten Fachöffentlichkeit waren auch Student*innen der Denkmalwissenschaften unter den Zuhörer*innen vertreten. Die Themenauswahl der Fachvorträge deckte ein breites interdisziplinäres sowie internationales Spektrum ab. Die Referent*innen stellten einige Formen von Wiederaufbau vor, beleuchteten Argumente der Planer und zeigten kulturelle Aneignung betroffener Städte durch die Bevölkerung damals und heute.
Wie in den Denkmalwissenschaften nicht unüblich, zeigte sich die Komplexität des Themas in divergierenden Ansichten, welche die an die Vorträge anschließenden Diskussionsrunden belebten. Gleich der erste Beitrag von Jörn Düwel (Universität Hamburg) holte die Zuhörerschaft mit dem provokanten Titel „Die ersehnte Katastrophe. Städtebau und Zukunftskrieg. Planungen nach dem Ersten Weltkrieg.“ vor den Bildschirmen ab und regte zum verbalen Austausch an. Für die Studierenden war besonders spannend, Sichtweisen von Expert*innen außerhalb der eigenen Universität zu hören. Wie sehr die Wahrnehmung kriegszerstörter Städte darüber hinaus auch vom politischen Umfeld beeinflusst wird, machte Małgorzata Popiołek-Roßkamp (IRS Leibniz-Institut) mit ihrem Vortrag „Die argumentative Macht der Karten beim Wiederaufbau von Warschau“ deutlich.
In der zweiten Vortragssektion berichtete Birgit Knauer (Universität Bamberg/TU Wien, Vortragsthema: „‚Juwelen in eine neue Fassung bringen.‘ Gebautes Erbe und Transformation im Rahmen des Wiederaufbaus“) über Bewertungs- und Aneignungsprozesse kriegszerstörter Städte und Eva von Engelberg (Universität Siegen) über „Die Tradition der fiktiven Altstadt Heritage Making als Konstante der Moderne“.
Im Laufe des Tages zeigte sich nachdrücklich, wie wichtig das am KDWT angesiedelte DFG-Projekt zu Kriegsschadensaufnahmen für das Verständnis und somit auch den bewussten Umgang mit kriegszerstörten und wiederaufgebauten Städten ist. Einige der Haupterkenntnisse dieses Projekts stellte Georg-Felix Sedlmeyer (Universität Bamberg) in seinem Vortrag „Kriegsschadensaufnahmen: Entwicklung – Typen – Ziele – Funktionen“ vor. Das umfangreiche Kartenmaterial, welches während des Projekts zusammengetragen und analysiert wurde, wird in Zukunft als Forschungsgrundlage die Arbeit der Denkmalpflege, der Kunst- und Architekturgeschichte sowie zahlreicher weiterer Disziplinen erweitern und fördern.